Semesterarbeit über digitales Satellitenfernsehen  
     
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Vorwort
Zusammenfassung
Inhalt
Einleitung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7 Teil1
Kapitel 7 Teil2
Kapitel 8 Teil1
Kapitel 8 Teil2
Kapitel 9 Teil1
Kapitel 9 Teil2
Kapitel 9 Teil3
Kapitel 9 Teil4
Kapitel 10
Abkürzungen
Symbole
Literaturverzeichnis
Anhang A
Anhang B

6 Satellitenfernsehen

Sowohl beim analogen als auch beim digitalen Satellitenfernsehen werden die Fernsehsignale vom Fernsehstudio per Kabel- oder Richtfunkstrecke zu einer zentralen Satellitensendestation, der Uplinkstation, gesendet. Von dort werden sie zusammen mit weiteren Fernseh- und Hörfunksignalen zum Satellit geschickt (Uplink), der sie in ein anderes Frequenzband umsetzt und auf ein definiertes Gebiet auf der Erde abstrahlt (Downlink). In der Ausleuchtzone können diese Signale mit einer Satellitenantenne und einem Satellitenreceiver empfangen werden.

Bild 6.1
Bild 6.1 Blockschaltbild des Satellitenfernsehens

6.1 Grundlagen der Satellitenübertragungstechnik

Für die Ausstrahlung von DTVB-Signalen müssen sich die Satelliten in der geostationären Umlaufbahn um die Erde befinden, so dass der Satellit von der Erde aus gesehen immer am selben Ort steht. Diese Umlaufbahn befindet sich ca. 36¹000 km über dem Äquator. Von der Bodenkontrollstation aus wird die Funktion des Satelliten ständig überwacht. Der Satellit wird durch zwei Energiequellen gespiesen: Sein Treibstoffvorrat wird dazu benutzt, um ihn in auf seiner definierten Orbitposition zu halten. Sollte er abdriften, kann seine Position durch Steuerdüsen wieder korrigiert werden. Die elektrische Energie für Empfänger, Mischer und Sender liefern zwei Solarpanels mit Akkus als Puffer.

6.1.1 Sendertechnik

Der Uplink von der Bodenstation zum Rundfunksatelliten (DBS - Satellit) erfolgt im Frequenzbereich von 13 bis 16 GHz. Die Rundfunksignale werden im Satelliten in Transponder aufgeteilt. Dies ist ein Übertragungskanal zwischen Empfangs- und Sendeantenne bestehend aus verschiedenen Funktionseinheiten (siehe Bild 6.2). In der Regel beträgt die Transponderbandbreite 26 bis 72 MHz.

Bild 6.2

Bild 6.2 Vereinfachtes Blockschaltbild der Signalverläufe im Satelliten

Die Uplink-Signale werden zuerst satellitenspezifisch bandbegrenzt und vorverstärkt. Es folgt die Herabmischung auf die Downlink-Frequenz mit nachfolgender Verstärkung. Da die beiden Verstärker bei verschiedenen Frequenzen arbeiten, ist Mitkopplung nicht möglich.
Anschliessend wird das breitbandige Signal in die einzelnen Frequenzbereiche aufgeteilt (Input Multiplex Filter [IMUX]), von denen jeder einer Wanderfeldröhre (Travelling Wave Tube Amplifier [TWTA]) zugeführt wird. Die Verstärkungskennlinie der Wanderfeldröhren ist im oberen Leistungsbereich nichtlinear (siehe Bild 6.3). Da man mit grösstmöglicher Leistung senden will, werden die Wanderfeldröhren im nichtlinearen Bereich betrieben, was zur Folge hat, dass keine Amplitudenmodulation verwendet werden kann (nichtlineare Verzerrungen). Bei analoger Übertragung wird deshalb Frequenzmodulation und im DVB-Standard digitale Phasenmodulation (QPSK) verwendet. Damit Intermodulation nicht auftreten kann, hat jeder Transponder einen eigenen Leistungsverstärker.
Zur Unterdrückung der Oberwellen wird der Ausgang jedes Transponders nocheinmal gefiltert (Output Multiple Filter [OMUX]), bevor die einzelnen Signale zusammengeführt und der Antenne zum Downlink bereitgestellt werden.
Die Sendeantenne verfügt über eine ausgeprägte Richtcharakteristik, die in Hauptabstrahlrichtung zu einer relativ hohen Leistungsdichte führt. Die Leistung, die ein isotroper Strahler haben müsste, um diese maximale Leistunsdichte in alle Richtungen gleichmässig abzustrahlen, wird als Equivalent Isotropically Radiated Power (EIRP) bezeichnet und ist ein wesentlicher Parameter zur Charakterisierung des Satelliten.

Bild 6.3

Bild 6.3 Typische Kennlinie der Leistungsübertragung einer Wanderfeldröhre

6.1.2 Polarisationsentkopplung

Um die Bandbreite bei der Satellitenabstrahlung besser auszunutzen, bietet sich eine Modulation der Signale auf orthogonale Träger an. Dabei werden entweder horizontal und vertikal polarisierte oder linkszirkular und rechtszirkular polarisierte Träger verwendet. Trotz Verwendung desselben Frequenzbereichs lassen sich beim Empfänger beide Ebenen wieder voneinander entkoppeln, wobei das Übersprechen in der Regel kleiner als -18 dB ist. Da sich bei analoger Übertragung in der Transpondermitte ein Leistungsdichtemaxima befindet, ordnet man die Frequenzen beider Polarisationsebenen in der Praxis versetzt an, was das Risiko des Übersprechens weiter minimiert (siehe Bild 6.4).

Bild 6.4

Bild 6.4 Beispiel für eine Transponderanordnung mit Polarisationsentkopplung

6.1.3 Energieverwischung

Um die Leistungsdichte sowohl bei analogen als auch digitalen Signalen gleichmässig über den Transponder zu verteilen, werden Energieverwischungsverfahren angewandt, die Leistungsspitzen und damit verbundene Störungen beim Empfang verhindern. Beim analogen Fernsehen wird der Träger zusätzlich mit einem Dreiecksignal frequenzmoduliert, bei digitalem Fernsehen geschieht die Energieverwischung auf Codeebene.

6.1.4 Empfängertechnik

Die Satellitensignale werden von einer Antenne empfangen, die aus Reflektor und dem eigentlichen kombinierten Empfänger-Konverter (Low Noise Block [LNB] oder Low Noise Converter [LNC]) besteht. Dabei werden folgende Reflektor-LNB-Anordnungen unterschieden (siehe Bild 6.5):

Zentralerregte Antennen entstehen bei einem Schnitt senkrecht zur Rotationsachse eines Paraboloiden:

  • Feed im Primärbrennpunkt: Prime-Focus-Typ
  • Feed im Brennpunkt eines Sekundärspiegels vor dem Primärfocus: Cassegrain-Typ
  • Feed im Brennpunkt eines Sekundärspiegels hinter dem Primefocus: Gregory-Typ
Offsetantennen entstehen bei einem Schnitt schräg zur Rotationsachse:
  • Feed im Primärbrennpunkt: Offset-Typ
  • Feed im Brennpunkt eines konvexen Sekundärspiegels vor dem Primärfocus Offset-Cassegrain-Typ
  • Feed im Brennpunkt eines konkaven Sekundärspiegels hinter dem Primefocus: Offset-Gregory-Typ

Bild 6.5

Bild 6.5 Verschiedene Antennentypen

Im LNB werden die Signale im Bereich von 10.7 bis 12.75 GHz vorverstärkt und auf die erste Zwischenfrequenz (1. ZF) von 950 bis 2150 MHz heruntergemischt. Die Umschaltung zwischen den beiden Polarisationseben erfolgt über die Versorgungsspannung von 13 bzw. 18 Volt. Um den ganzen HF-Bereich auf die 1. ZF umzusetzen, benötigt der LNB zwei Lokaloszillatoren. Bei älteren Universal-LNBs sind dies Oszillatoren bei 9.75 und 10.75 GHz. Da bei LNBs mit mehr als einem Ausgang aber störende Interferenzsignale ebenfalls in der 1. ZF liegen, wählt man heute 9.75 und 10.6 GHz. Die Umschaltung der Oszillatoren erfolgt mittels eines 22-kHz-Steuersignals. Somit benötigt man für die Weiterleitung der Empfangssignale zum Empfänger (Receiver) und die Steuerung des LNBs nur ein Koaxialkabel. Die Signaldämpfung im Kabel beträgt je nach Frequenz und Kabelqualität 1.5 bis 4 dB für 10m. Im Receiver wird das Signal (ähnlich wie im Satelliten) vorverstärkt, auf die 2. ZF herabgesetzt und noch einmal verstärkt, bevor die Demodulation erfolgt (Bild 6.6).

Bild 6.6

Bild 6.6 Blockschaltbild eines Satellitenreceivers

6.1.5 Die Sendebänder für die Satellitenübertragung

Die Signale von der Uplinkstation zum Satelliten und von dort zum Empfänger auf der Erde werden in verschiedenen Frequenzbereichen (Bändern) gesendet. Für das Satellitenfernsehen in Europa wird beispielsweise der Uplink im Bereich von 13 bis 16 GHz und der Downlink zwischen 10.7 und 12.8 GHz durchgeführt. In Tabelle 6 sind wichtige Frequenzbereiche und die dazugehörigen Bänder angegeben.

FrequenzbereichBand
1 - 2.6 GHzL - Band
2.6 - 3.95 GHzS - Band
3.95 - 5.8 GHzC - Band
5.85 - 8.2 GHzJ - Band
8.2 - 12.4 GHzX - Band
12.4 - 18 GHzP - Band (Ku)
18 - 28.5 GHzK - Band
26.5 - 40 GHzR - Band (Ka)
40 - 60 GHzU - Band

Tabelle 6 Satellitenbänder

6.2 Satellitensysteme für digitales Fernsehen

Für den deutschsprachigen Raum gibt es momentan zwei Satellitensysteme, die für den Zuschauer interessant sind. Zum einen sind dies die kopositionierten Satelliten Astra 1A bis 1F (es folgen noch 1G und 1H auf 19,2 Grad Ost), zum anderen sind es die ebenfalls kopositionierten Satelliten Eutelsat II-F1, Hot Bird 1 und Hot Bird 2 (es folgen Hot Bird 3, 4 und 5 auf 13 Grad Ost). Von beiden Positionen werden seit Mitte des Jahres auch digitale Pakete abgestrahlt. Beide Systeme nutzen die ganze vorgesehene Bandbreite für den Downlink von 10.7 GHz bis 12.75 GHz. Um den gesamten Bereich zu empfangen, muss eine Satellitenantenne mit einem Universal-LNB eingesetzt werden, der die HF-Signale derart umsetzt, dass die Zwischenfrequenzen im Bereich der Eingangsfrequenzen der Receiver liegen (typischerweise 950 MHz bis 2150 MHz).
Da die Ausleuchtzonen der Satelliten eine wichtige Rolle für die Empfangsqualität der Fernsehsignale spielen, ist bei der Ermittlung der Mindestanforderungen an ein Empfangssystem unbedingt die lokale Feldstärke zu berücksichtigen. Dabei ist auch zu beachten, dass die digitalen Programme fast ausschliesslich über die neueren Satelliten abgestrahlt werden, die eine höhere Sendeleistung verfügen und somit z.B. auch mehr Schlechtwetterreserve bieten.

Bild 6.7

Bild 6.7 Astra horizontale Polarisation, Frequenzspektrum 10.650 bis 12.800 GHz (16.1.97)

Bild 6.8

Bild 6.8 Astra vertikale Polarisation, Frequenzspektrum 10.650 bis 12.800 GHz (16.1.97)

Bild 6.9

Bild 6.9 Ausleuchtzonen (Footprints) von Astra 1F

Der Satellit Astra 1F verfügt (wie alle anderen Astra Satelliten) über vier verschieden Ausleuchtzonen. Von den insgesamt 22 Kanälen werden je fünf im positiven Abstrahlmodus auf je einen Footprint mit horizontaler und einen mit vertikaler Polarisation geschaltet sowie je sechs Kanäle im negativen Abstrahlmodus auf je eine horizontale und eine vertikale Ausleuchtzone. Astra 1F hat eine voraussichtliche Lebensdauer von 15 Jahren und strahlt die Kanäle 83 (12.070,50 GHz) bis 104 (12.480,00 GHz) mit einer Leistung von je 82 Watt ab. Diese liefern in der Kernzone eine EIRP von 52 dBW. Die Bandbreite der Transponder beträgt 26 MHz im FSS-Band und 33 MHz im BSS-Band.

Bild 6.10

Bild 6.10 Ausleuchtzonen (mit EIRP) des Satelliten Eutelsat Hot Bird 2.

6.3 Zukünftige Satellitenübertragungstechnik

Bisher ist die Satellitenübertragungsstrecke unidirektional, das heisst, es werden nur Daten vom Programmanbieter zum Endbenutzer gesendet. In Zukunft soll sie jedoch bidirektional werden und somit auch die Datenübertragung vom Benutzer zurück zum Programmanbieter ermöglichen. Damit wären interaktive Dienste ohne die Telefonleitung (Zukunftstechnik ADSL) oder das Breitbandkabel (Zukunftstechnik HFC) als Rückkanal möglich, da dieser ebenfalls per Satellit realisierbar wäre.
Für den Satellitenrückkanal ist das Ka-Band vorgesehen (Uplink im Bereich 18.8 bis 19.3 GHz und Downlink von 29.5 bis 30.0 GHz). Um in diesem Band in umgekehrter Richtung mit einer Übertragungsrate von 64 kbit/s (vgl. ISDN) zu senden, muss lediglich die bisher zum Empfang im Ku-Band verwendete Satellitenantenne mit einer Sendeeinheit (Leistung ca. 6W) ausgestattet werden.

Bild 6.11

Bild 6.11 DTH-Satellitendienste mit Rückkanal im Ka-Band

 
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